Natürlicher Genuss auf grünen Inseln

Dänen mögen rote Salami und Bier. Das ist auch auf Fünen und den umliegenden Inseln so – und dennoch ein bisschen anders. Denn hier werden diese Lebensmittel selbst produziert. Die Salami ist rötlich von Fenchel, und das Bier schmeckt ganz unterschiedlich – je nachdem, ob der Kleinbrauer Schokolade, Rotwein oder andere ungewöhnliche Zutaten benutzt. Und wenn die Dänen auf Fünen lieber Käse und Wein und dazu vielleicht noch Pralinen mögen – auch die stellen sie selbst her. All diese Köstlichkeiten, außerdem Whisky oder Honig können Touristen probieren, wenn sie einer der fünischen Genussrouten folgen. Oder einfach in Brauereien oder Hofläden einkehren.

Gute Tropfen aus skandinavischen Trauben

Zum Beispiel bei Bente Rasmussen und Carsten Andersen in Skaarup. Wie man Wein macht, das wissen die beiden noch aus der Zeit, in der sie in einer Kommune in Italien lebten. „Damals haben wir ihn schon getrunken, bevor er fertig war“, lacht Bente Rasmussen. Ihr Mann und sie hätten gern ein Weingut in Südeuropa betrieben, aber das war finanziell nicht möglich. Also dachten sie sich, vielleicht geht es auch in der dänischen Heimat. Und: Es geht – seit 15 Jahren produzieren die beiden auf Fünen ihren eigenen Wein. Sie pflegen auf knapp anderthalb Hektar rund 2.300 Weinstöcke, die speziell für den skandinavischen Raum gezüchtet wurden. Das Grundstück ist umgeben von Hecken. „Durch diesen natürlichen Zaun ist es hier Weingarten drei Grad wärmer als vorn am Haus“, sagt Rasmussen. „Wir arbeiten etwa zehn Stunden am Tag, aber es ist unser Traum.“ Auf dem kleinsten Weingut Fünens entstehen - ökologisch angebaut - ein weißer und ein Roséwein sowie eine Art Sekt. Insgesamt werden es mehr als 2.000 Flaschen pro Jahr – „etwa eine pro Weinstock, wenn das Wetter gut ist“, sagt die Weinbäuerin. Die meisten gehen direkt auf dem Weingut über den Ladentisch. „Es bleibt nichts übrig.“ Ins Hofcafé kommen Besucher in kleinen oder größeren Gruppen, viele von ihnen mit dem Fahrrad. Sie bekommen – neben dem hauseigenen Wein – auch Spezialitäten aus der Region: Brot aus der Öko-Mühle und drei Sorten Käse von der Meierei, geräuchertes Wild oder Hühnchen-Chorizo mit Chili, alles im Umkreis von ein paar Kilometern hergestellt. Kaffee, Kuchen und Wein gibt es immer, für die herzhaften Spezialitäten reicht eine kurze Abmeldung per Telefon. „Das Leben auf Fünen läuft langsam – wir nennen es das gute Leben“, sagt Rasmussen. „Hier geht es mehr um Qualität als um Quantität.“

Malerische Wege zu den Schlemmereien

Der Weg zur Insel Ærø führt übers Meer zwischen etlichen Inseln hinduch. Die Fähre braucht fast anderthalb Stunden, die sich gut auf dem Oberdeck mit Blick auf die Ostsee aushalten lassen. Auf Ærø selbst führen gut ausgebaute Fahrradwege direkt am Wasser entlang oder zwischen den Feldern hindurch. Schon die Landschaft ist Genuss. Es ist friedlich und erholsam hier, unspektakulär und doch schön. Nach einer kleineren oder größeren Runde über die Insel zurück im Hauptort Ærøskøbing, lohnt sich ein Bummel durch die malerischen Altstadtgassen. Und auch hier warten kulinarische Köstlichkeiten. Der 200 Jahre alte „Købmandsgård“, also Kaufmannshof, der früher als Wohnhaus und Lager diente, ist der einzige seiner Art auf Ærø, der sich erhalten hat. Heute werden hier einheimische Produkte aller Art verkauft: von Honig oder Schinken über Wein und Whisky bis hin zu Seifen oder Süßigkeiten. Im historischen Hof servieren Rikke Pelle und Lennart Hansen kulinarische Besonderheiten inklusive einheimischem Whisky. Vor fünf Jahren haben die beiden Haus und Hof gekauft und zu dem gemacht, was es heute ist: Laden, Restaurant und außerdem Heim für sieben kleine Startups. „Unsere Idee war, das Leben auf der Insel nicht aussterben zu lassen“, sagt Rikke Pelle. „Wir wollten, dass etwas passiert. Das bringt Bewegung und Nutzen für die gesamte Gesellschaft hier.“ Freitags wird es richtig bunt: Ab 15 Uhr kocht jeweils einer der einheimischen Gastronomen im Købmandsgård. „Wir wollen zeigen, dass man hier seinen Traum leben, auch wenn es eine kleine Insel ist“, sagt die junge Besitzerin. „Das Ziel ist nicht, reich zu werden, sondern in sich selbst zu ruhen, das zu tun, was man liebt, und das Leben zu genießen.“

Versuchungen in weiß und braun

Neben herzhaften oder hochprozentigen Köstlichkeiten wird auf Fünen auch Schokolade hergestellt. Das Heim der süßen Verführungen liegt ganz unauffällig an einer Durchgangsstraße in Vester Aaby. Aber die Produkte von Konnerups Schokoladerie reisen aus dem kleinen Ort bei Faaborg bis in Feinkostläden in Deutschland, der Schweiz oder Skandinavien. Henrik Konnerup gewann vor Jahren bei einem Kochwettbewerb 50 Kilogramm Schokolade. „Er fing an, in seiner Garage zu experimentieren“, erzählt sein Verkaufs-Chef Bent Hougaard. „Irgendwann kaufte er diesen alten Gasthof und baute Produktion und Verkauf auf.“ Heute kann man vom Gastraum in die Produktionshalle schauen. „Die Grundidee war, Schokolade von hoher Qualität herzustellen - nicht in großen Mengen, sondern kleine Stücke mit vielen Geschmacksnuancen.“ Wichtig ist, dass sämtliche Zutaten ökologisch hergestellt werden. Der Kakao stammt aus Tansania, in der Manufaktur kommen die verschiedenen Zutaten hinein – künstliche Zusatzstoffe sind tabu. Besonders beliebt ist die dunkle Schokolade, denn sie enthält weniger Zucker. „70 % Kakao bedeutet 30 % Zucker“, erklärt Hougaard, der als gelernter Konditor seit Jahrzehnten in der Branche arbeitet. Frische spielt auch bei Schokolade eine Rolle. „Was bei uns am Montag bestellt wird, kommt am Mittwoch zum Kunden.“

Bier mit wechselndem Geschmack

Wer heute in der winzigen Brauerei „Far&Søn“ in Svendborg an Fünens Südspitze ein Bier bei Bo Rino Christensen bestellt, muss sich den Geschmack gut merken – denn schon übernächsten Monat könnte es durch eine neue Kreation ersetzt worden sein. Kurz vor seinem 40. Geburtstag hatte sich der Ingenieur die Frage gestellt, was noch kommt in seinem Leben. Und verfiel auf Bier – es selbst herzustellen, auszuprobieren, Menschen dafür zu begeistern. „Zu Anfang hatte ich keine Ahnung, wie das geht“, erzählt er heute. „Irgendwie waren immer genug Freunde da, die mein Gebräu getrunken haben.“ Aber dann ging der Ingenieur methodisch an die Sache heran: Er füllte fünf Flaschen Bier ab und veränderte bei jeder etwas anderes. So fand er heraus, welchen Effekt bestimmte Zutaten oder Bedingungen haben. Über die Jahre sind mehrere hundert Sorten durch seine Leitungen geflossen. „Eine Lieblingssorte habe ich nicht“, lacht er. „Ich suche noch danach.“ Inzwischen gibt es welche mit Rotwein oder mit Schokolade. Ein anderes schmeckt zwar nach Bier, riecht aber intensiv nach Pfirsich und Zitrone. Ein weiteres ist fast sauer – manche Gäste mögen auch das. Inzwischen bietet Christensen in einem kleinen Restaurant in Svendborgs Altstadt auch ausgesuchte Speisen an. Da finden sich auf den Tellern marinierter Lachs oder eine weiße Creme, die übersetzt „Rauchkäse“ heißt – alles selbstverständlich hergestellt auf einer der fünischen Inseln.

Infos zu Touren und Zielen

Auf Fünen sind Touristen bequem mit dem Fahrrad unterwegs. Gute Wege und Ausschilderungen machen die Touren zum entspannten Vergnügen. Meist ist das Land flach, aber es gibt auch gelegentlich Steigungen, die ein bisschen anspruchsvoller sind.

-    Fünen: www.visitfyn.com
-    Radtouren: www.mecklenburger-radtour.de
-    Wein: www.skaaruporevin.dk
-    einheimische Produkte: www.dgkshop.com
-    Schokolade: www.konnerup-co.dk
-    Bier: www.kunstbryggeriet.dk/